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11005 Ressourceneffizienz – Verschwendung im Unternehmen erkennen und bekämpfen

Obwohl viele Unternehmen in den letzten Jahren hohe Investitionen getätigt haben, um ihre Prozesse auf Effizienz zu trimmen, ist nicht zu übersehen, dass dort nach wie vor Verschwendung in verschiedenen Formen auftritt. Sie bezieht sich sowohl auf den Einsatz von natürlichen Ressourcen, insbesondere von Rohstoffen, Energie und Flächen, aber auch auf Umweltbelastungen durch Abfall und Schadstoffemissionen.
Ziel muss es daher sein, in den Bemühungen zur Bekämpfung von Verschwendung nicht nachzulassen und fortlaufend auf einen sparsamen Umgang mit den Einsatzfaktoren entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Produkten und Dienstleistungen hinzuwirken und die Umweltleistung des Unternehmens zu optimieren.
In diesem Beitrag lernen Sie die wichtigsten Verschwendungsarten aus Sicht des Umweltmanagements kennen sowie Ansätze und Möglichkeiten, mit denen Sie die Verschwendung vermeiden, verringern oder beseitigen können. Direkt einsetzbare Arbeitshilfen unterstützen Sie bei der Anwendung.
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1 Verschwendung

Was ist Verschwendung?
Verschwendung entsteht durch einen Verzehr von Ressourcen, durch den keine Wertsteigerung an einem Produkt oder einer Dienstleistung erzielt wird. Da ein Kunde in der Regel nur bereit ist, für den wertschöpfenden Teil der Arbeit – in einem Produkt gebunden – zu bezahlen, stehen den Kosten, die durch nicht wertschöpfende Tätigkeiten verursacht werden, keine Erlöse gegenüber und daher sind sie als Verschwendung zu bezeichnen.
Verschwendung in der betrieblichen Praxis
In der Praxis ist immer wieder zu beobachten, dass Mitarbeiter oftmals nur einen geringen Teil ihrer Arbeitszeit für wertsteigernde Tätigkeiten aufbringen. Der Rest sind Aktivitäten, die entweder nicht wertsteigernd sind oder gar bereits geschaffene Werte wieder vernichten. So verbringen Mitarbeiter nicht selten einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit Tätigkeiten, die für die Durchführung ihrer eigentlichen Aufgaben nicht nötig sind. Dies ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Umweltmanagements kritisch zu sehen, da unnötige Ressourcen verbraucht werden. Verschwendung treibt auch die Kosten in die Höhe und belastet dadurch das Betriebsergebnis des Unternehmens.
Prozessleistungsarten
Um zu verstehen, was genau mit Verschwendung gemeint ist, empfiehlt es sich, einen Blick auf die verschiedenen Prozessleistungsarten zu werfen. Jeder Prozess setzt sich aus Tätigkeiten zusammen, die in ihrem Zusammenwirken zu einem Prozessergebnis, also z. B. zu einem Teil, Vorprodukt, Produkt oder zu einer Dienstleistung führen. Diese Tätigkeiten lassen sich danach unterscheiden, inwieweit sie zur Wertschöpfung beitragen. So sind in einem Prozess folgende Leistungsarten möglich:
Nutzleistung,
Stützleistung,
Blindleistung und
Fehlleistung.
Nutzleistung
Die Nutzleistung eines Prozesses umfasst alle Tätigkeiten, die aus Sicht des Kunden zu einer Wertsteigerung führen. [1] Diese Tätigkeiten werden in einer geplanten Weise durchgeführt und sollten fortlaufend optimiert werden. Tätigkeiten, die der Nutzleistung zugeordnet werden können, sind z. B. das Bohren, Fräsen, Montieren, Entwickeln und Konstruieren, aber auch das Erstellen von Angeboten, die Bestellung von Rohstoffen, Teilen und Vorprodukten sowie die Abwicklung von Aufträgen.
Stützleistung
Die Stützleistung eines Prozesses trägt nur indirekt zur Wertschöpfung bei. Tätigkeiten der Stützleistung schaffen selbst keinen Wert, sind jedoch zur Erbringung der Nutzleistung erforderlich. Sie werden vom Kunden nicht wahrgenommen. Zu den Tätigkeiten der Stützleistung, die ebenfalls optimiert, also auf ein Minimum reduziert werden sollten, gehören z. B. das Ausrichten von Teilen in Produktionsvorrichtungen, das Rüsten von Werkzeugmaschinen, die Produktionsplanung und -steuerung, aber auch die Genehmigung durch Unterschriften und die Erstellung von Statistiken und Berichten.
Blindleistung
Ebenso wie die Stützleistung trägt auch die Blindleistung nicht zur Wertschöpfung bei. Allerdings handelt es sich bei Blindleistung um Aktivitäten, die ungeplant auftreten. Tätigkeiten der Blindleistung, die ebenfalls vom Kunden nicht wahrgenommen werden, sind z. B. Zwischenlagerungen aufgrund von zu großen Bestellmengen, Doppelarbeiten, Unterbrechungen des Prozesses durch fehlenden Teilenachschub, Konstruktions- und Fertigungsänderungen, Reparaturen, ungenutzte Kapazitäten und Nachlieferungen aufgrund von Fehlinformationen.
Fehlleistung
Bei einer Fehlleistung handelt es sich schließlich um Tätigkeiten im Prozess, die zwar als Nutz- oder Stützleistung geplant wurden, aber nicht verwertbar sind, weil bei deren Erstellung Fehler aufgetreten sind. Sie sind wertmindernd. Zu den Fehlleistungstätigkeiten gehören z. B. die Nacharbeit von Teilen und Produkten, die Entstehung und Entsorgung von Ausschuss, Reklamationen, Rückrufaktionen, Garantiearbeiten, aber auch fehlerhafte Buchungen und Statistiken. Abbildung 1 zeigt die Prozessleistungsarten mit ihren Wert- und Kostenentwicklungen im Überblick.
Abb. 1: Prozessleistungsarten [2]

2 Verschwendungsarten

Verschwendungsarten
Verschwendung tritt teilweise offen zutage und ist dann sofort erkennbar, kann aber auch in verdeckter Form vorkommen. Aus Sicht des Umweltmanagements sind insbesondere folgende Verschwendungsarten als kritisch zu betrachten, auf die in diesem Beitrag näher eingegangen wird:
Überproduktion,
hohe Bestände,
unnötige Transporte,
Over-Engineering und
Ausschuss und Nacharbeit.
Dazu kommt, dass diese Verschwendungsarten, die insbesondere als Blind- und Fehlleistung einzustufen sind, nicht unabhängig voneinander auftreten. So ist es möglich, dass eine Verschwendungsart weitere Verschwendungen an anderer Stelle verursachen kann.
Wo tritt Verschwendung auf?
Das Auftreten von Verschwendung ist ein Phänomen, das in nahezu allen Unternehmen und Organisationen zu beobachten ist. Sie tritt in Unternehmen insbesondere in fertigungsbezogenen Prozessen, also in den Bearbeitungs- und Montageprozessen selbst und in fertigungsnahen Prozessen wie z. B. bei innerbetrieblichen Transporten und in der Lagerhaltung auf. Verschwendung ist aber auch bei Dienstleistungserbringungsprozessen, also bei typischen Bürotätigkeiten, anzutreffen, und zwar in allen Bereichen und Abteilungen im Unternehmen.

2.1 Verschwendung in fertigungsbezogenen Prozessen

Überproduktion
Verschwendung in den fertigungsbezogenen Prozessen tritt oftmals in Form von Überproduktion auf. Sie trägt dem Umstand Rechnung, dass Unternehmen bestrebt sind, hohe Umsätze mit entsprechenden Gewinnen zu erzielen. Dies erfordert eine möglichst optimale Auslastung der Kapazitäten bei Personal und Maschinen und führt dazu, dass Fertigungsaufträge ausgelöst werden, für die (noch) keine Kundennachfrage vorliegt. Eine Überproduktion entsteht also dadurch, dass zu schnell oder in zu großen Mengen produziert wird.
Auswirkungen der Überproduktion
Überproduktion führt zu einem unnötigen Energieverbrauch, da die zu viel produzierte Ware zu lagern ist. So sind bei bestimmten Gütern, z. B. Lebensmitteln, hohe Anforderungen an die Lagerbedingungen zu stellen. Außerdem führt Überproduktion zu weiterer Verschwendung, z. B. zu unnötigen innerbetrieblichen Transporten. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Teile bei einer langen Lagerhaltungsdauer veralten und dann zu entsorgen sind. Schließlich ist es möglich, dass es bei der Lagerung von Gefahrstoffen zu Unfällen kommt, z. B. durch Auslaufen von giftigen Flüssigkeiten.
Hohe Bestände
Bestände können an verschiedenen Stellen in der Produktion entstehen. Dementsprechend treten sie bei Fertigprodukten, Halbfertigerzeugnissen, Baugruppen, Teilen sowie bei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen auf. Der Wunsch nach hohen Materialbeständen entspringt oftmals einem Sicherheitsdenken, das in vielen Unternehmen vorherrscht. Dies äußert sich einerseits darin, dass zu große Mengen an Vorleistungen eingekauft werden, um eine unzureichende Liefertreue der Lieferanten auszugleichen, und andererseits in dem Bestreben, durch das Vorhalten von Fertigprodukten die eigene Liefertreue gegenüber den Kunden sicherzustellen.

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