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07303 Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten bewerten und verbessern: Die Ratings von EcoVadis

Die Forderungen nach Transparenz und der Druck auf Unternehmen, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten, Risikomanagement und Emissionsreduktionen in ihren Lieferketten umzusetzen, steigen kontinuierlich. Lieferantenselbstauskünfte und Self-Assessment-Fragebögen (SAQs) bieten oftmals keine ausreichende Datenqualität und Zuverlässigkeit und On-site-Audits sind nur begrenzt skalierbar.
Die globale Pandemie hat weltweit zu Lieferkettenunterbrechungen geführt und parallel gezeigt, dass konsequente Nachhaltigkeitsbemühungen in den Wertschöpfungsketten ein Faktor für Resilienz sind.
EcoVadis bietet Einkaufsorganisationen und Unternehmen zuverlässige und robuste Nachhaltigkeitsbewertungen für globale Lieferketten, die als Desktop-Audit durchgeführt werden. Mehr als 1.200 multinationale Unternehmen nutzen EcoVadis, um die Transparenz in ihren Lieferketten zu steigern, Risiken zu erfassen und zu minimieren sowie positiven Impact und Verbesserungen zu fördern.
Wie der Bewertungsprozess funktioniert, welche Methodik dahintersteht und welchen Mehrwert Ratings für Einkaufsorganisationen und Lieferanten bietet, erfahren Sie in diesem Artikel.
von:

1 Die Nachhaltigkeitsherausforderungen im Einkauf

Die Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung bietet vielfältige Vorteile: reduziertes Risiko für Lieferkettenunterbrechungen, der Ruf des Unternehmens und seiner Marken bleibt geschützt, geringere Kosten durch kollaborative Maßnahmen (z. B. Reduzierung von Energieverbrauch), erleichterter Zugang zu Kapital und erhöhte Wertschätzung (z. B. Integration von ESG-Faktoren bei Investitionsentscheidungen) sowie ein Marktvorteil, wenn Verbraucher*innen nach einer grünen und sozialverantwortlichen Lieferkette fragen.
Herausforderungen
Die ganzheitliche Implementierung und Umsetzung nachhaltiger Beschaffungspraktiken sind jedoch für Unternehmen eine Herausforderung, angesichts verschiedener Faktoren wie
Verbreitung von Nachhaltigkeitsstandards und Labels,
internes Change Management,
Awareness und Einbindung des Einkaufs,
Einbeziehung der Lieferanten,
Mangel an Ressourcen für Verbesserungen,
Komplexität der Lieferketten und fehlende Transparenz,
wachsendes regulatorisches Umfeld auf lokaler und globaler Ebene,
Datenverfügbarkeit und Datenqualität.
In Deutschland zeigte sich nicht zuletzt mit dem NAP-Monitoring (NAP: Nationaler Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte), der anschließenden Debatte und letztlich dem Beschluss eines Gesetzes zur Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten in Lieferketten, das seit dem 01.01.2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden gilt, dass nachhaltige Beschaffungspraktiken und entsprechendes Risikomanagement längst nicht überall in der Praxis implementiert sind.
Risiken ermitteln
Um Risiken effektiv zu managen und Chancen zu erkennen, müssen Beschaffungsteams in der Lage sein, die folgenden Fragen zu beantworten:
Wo liegen die größten operativen Risiken im Lieferantenportfolio?
Wie schneiden Lieferanten bei Nachhaltigkeitsthemen im Vergleich zu Mitbewerbern ab?
Was ist die Norm für die Branche oder die Region, in der sie tätig sind?
Verbessern sie ihre Leistung im Laufe der Zeit? ( [1], S. 2)
Die gleichen Antworten suchen Lieferantenunternehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch unter den wachsenden regulatorischen, gesellschaftlichen und beschaffungsrelevanten Anforderungen sicherzustellen.
Lieferantendaten vergleichbar machen
Lieferantenselbstbewertungen allein reichen hier nicht mehr aus. Damit Lieferantendaten zur Verbesserung wichtiger Nachhaltigkeitsthemen verwendet werden können, müssen sie so erfasst und aufbereitet werden, dass sie für Beschaffungsteams und Lieferanten gleichermaßen verständlich, vergleichbar und umsetzbar sind. Nur so können die Nachhaltigkeitsdaten neben Kriterien wie Preis, Qualität und Lieferzeit in die Beschaffungsentscheidungen eingebunden und gewichtet werden.
EcoVadis hat auf diese Herausforderungen mit der Bereitstellung von webbasierten, interaktiven und kollaborativen Tools für Kunden und Lieferanten reagiert, die es Beschaffungsteams erlauben, Zugang zu zuverlässigen Nachhaltigkeitsratings der Lieferanten zu haben, um deren Nachhaltigkeitsleistungen sowie deren kontinuierliche Verbesserung zu überprüfen.

2 Nachhaltigkeitsmanagement als Ausgangsbasis

Die Praxis hat gezeigt, dass Unternehmen, die dem Thema Nachhaltigkeit prozessbasiert und systemisch begegnen und entsprechend wirksame Managementsysteme dafür implementiert haben, im Vergleich zu anderen Unternehmen oftmals geringere Risiken und gleichzeitig eine bessere Nachhaltigkeitsleistung aufweisen.
Richtlinien, Maßnahmen, Berichterstattung
Für EcoVadis besteht ein wirksames Nachhaltigkeitsmanagementsystem aus den folgenden Elementen: Richtlinien, Maßnahmen und Berichterstattung über die Ergebnisse. Diese drei Managementebenen werden in sieben Managementindikatoren aufgeteilt:
Richtlinien (POLI), Bestätigungen (ENDO)
Maßnahmen (MESU), Zertifizierungen (CERT), Abdeckung – Umsetzung von Maßnahmen (COVE)
Berichterstattung (REPO) und 360°-News-Überwachung (360) ( [1], S. 3)
Abb. 1: Identifizierung eines guten Nachhaltigkeitsmanagementsystems [2]
Das EcoVadis Rating analysiert und bewertet die Leistung der Nachhaltigkeitsmanagementsysteme von Unternehmen auf diesen drei Ebenen und weist die Ergebnisse in praktikablen Scorecards aus. Die hinter dem Rating stehende Methodik basiert auf internationalen Nachhaltigkeitsstandards wie die zehn Prinzipien des UN Global Compact, die Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), die Standards der Global Reporting Initiative (GRI), die Norm ISO 14, die CERES-Grundsätze sowie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und deckt insgesamt 21 Kriterien aus den vier Themenbereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik sowie nachhaltige Beschaffung ab.
Abb. 2: 21 Nachhaltigkeitskriterien in der EcoVadis Methodik [2]
Mehr als 1.350 Regularien, Standards und Eco-Labels sind zudem in der Methodik erfasst, die aktuell über 220 Branchen und 180 Länder abdeckt.

2.1 Relevanz und Datenqualität im Fokus

Das EcoVadis Rating folgt im ersten Schritt den Prinzipien der Angepasstheit und Relevanz: Der Fragebogen, der von Lieferanten als erste Grundlage zur Bewertung ausgefüllt wird, ist an das jeweilige Unternehmen angepasst und beachtet Kriterien wie Unternehmensgröße, Standort und Branche.
Passgenaue Fragebögen
Auf diese Weise stellen wir eine höhere Relevanz und Akzeptanz beim Lieferantenunternehmen sicher, am Bewertungsprozess teilzunehmen. Zusätzlich wird auf diese Weise die Qualität der Daten gefördert, die der Lieferant zuliefert, da er keine redundanten oder gar unsinnigen Fragen beantworten muss, die bspw. aufgrund der Branchenzugehörigkeit keinerlei Relevanz haben.
So enthält der Fragebogen für ein Consulting-Unternehmen zum Beispiel keine Fragen zu Konfliktmineralien oder Themen der Biodiversität. Ebenso ist der Fragebogen an die Unternehmensgröße des Unternehmens angepasst, um die Anforderungen an das Managementsystem dementsprechend zu berücksichtigen.
Abb. 3: Unterschiedlich aktivierte Kriterien nach Branchen, Beispiel [2]

2.2 Dokumentenbasiert und verifiziert

EcoVadis verfolgt einen evidenzbasierten Ansatz, um die Richtigkeit der Angaben im Fragebogen sicherzustellen. Alle Antworten im Fragebogen müssen daher von den Lieferanten mit Nachweisen in Dokumentenform belegt werden. Die Antworten und Dokumente werden nach Absenden des Fragebogens von einem Team aus mehr als 400 Analysten und Analystinnen nach dem Sechs-Augen-Prinzip überprüft und durchlaufen einen mehrstufigen Verifizierungsprozess. In diesem Punkt unterscheiden sich der Ansatz und die Methodologie von EcoVadis maßgeblich von anderen Anbietern, die SAQs einsetzen.
Abb. 4: EcoVadis Scorecard, exemplarische Illustration [2]
Dokumentenüberprüfung
Die EcoVadis Analysten und Analystinnen überprüfen nicht nur die Echtheit und Gültigkeit der eingereichten Dokumente, sondern insbesondere die Qualität und Vollständigkeit der Dokumenteninhalte und den Reifegrad des Managementsystems in den Bereichen Politik, Maßnahmen und Berichterstattung in den Themen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung. Zusätzliche Tools wie Plagiatsüberprüfung, Dokumentendiagnose, interne und externe Alerts unterstützen diesen Prozess.

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