07020 Green PPAs – mit langfristigen Stromlieferverträgen zur Klimaneutralität und Stromunabhängigkeit?
Green PPAs sind langfristig angelegte Stromlieferverträge für erneuerbare Energien. Sie können künftig eine wichtige Rolle für einen Markthochlauf und die Absicherung von Investitionen in Erneuerbare-Energie-Anlagen in Ergänzung zur staatlichen Förderung durch das EEG spielen.
Für Unternehmen können Green PPAs attraktiv sein, um längerfristige Preis- und Versorgungsstabilität mit grünem Strom zu erreichen, und sie stellen dadurch ein wichtiges Instrument bei Klimaneutralitäts- und Nachhaltigkeitsstrategien dar. Dieser Artikel führt in die Materie ein, stellt die Funktionsweise von PPAs dar und diskutiert wichtige Aspekte wie die Preisfindung und Vertragsgestaltung. von: |
1 Einleitung
Die voraussichtlich mittelfristig anhaltende Preisvolatilität auf den internationalen Energiemärkten und die ambitionierte Zielsetzung der bundesdeutschen bzw. einzelbetrieblichen Klimaneutralität, der sich viele Unternehmen verschrieben haben, bringen große Herausforderungen mit sich: Die Energiepreise werden auf absehbare Zeit auf hohem Niveau bleiben, auch wenn durch politische Maßnahmen weitere Preisanstiege im besten Fall vermieden werden können, ohne die finanzielle Anreizwirkung zur Energieeinsparung zu vermindern. Die Sektorenkopplung und die Elektrifizierung von Herstellungsprozessen sind mit weitreichenden Systemtransformationen verbunden.
Viele Unternehmen sind darauf bedacht, ihre Produktionsprozesse und Lieferketten, aber auch ihre Energiebeschaffung zu optimieren, um die Klimaintensität der eigenen Wertschöpfung zu verringern. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten und Ansatzpunkte (s. Abb. 1).
Abb. 1: Ansatzpunkte zur Klimaneutralität in Unternehmen (s. hierzu auch [1] und [2] )
Der Bezug von erneuerbaren Energien mit geringen THG-Emissionen stellt einen wichtigen Hebel zur Dekarbonisierung von Industrie und Gewerbe und zur Erreichung der Klimaneutralität in Scope 1 und 2 dar. Erneuerbare Energien werden bereits heute in der Wirtschaft stark nachgefragt [3] [4] und der Bezug von Grünstrom ist wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern.
Grüner Strom, grüne Treibstoffe, grüne Wärme
Der Fokus liegt dabei auf grünem Strom und grünen Treibstoffen oder alternativen Antriebskonzepten sowie zu geringerem Ausmaß auf grüner Wärme, z. B. durch Nutzung von Biomethan, was der Verbrennung von Biomasse wie Holz vorzuziehen ist (vgl. z. B. [5] ). Praktisch gibt es für die Nutzung von Ökostrom nur wenige Fuel-Switch-Möglichkeiten:
Der Fokus liegt dabei auf grünem Strom und grünen Treibstoffen oder alternativen Antriebskonzepten sowie zu geringerem Ausmaß auf grüner Wärme, z. B. durch Nutzung von Biomethan, was der Verbrennung von Biomasse wie Holz vorzuziehen ist (vgl. z. B. [5] ). Praktisch gibt es für die Nutzung von Ökostrom nur wenige Fuel-Switch-Möglichkeiten:
1. | Umstellung der Beschaffung auf Ökostrom:
| ||||||
2. | Bau eigener Anlagen (z. B. PV- oder Windkraftanlagen) ohne staatliche Förderung über das EEG und Eigenverbrauch (keine Einspeisung in öffentliche Netze) | ||||||
3. | Abschluss von direkten Stromlieferverträgen (Green Power Purchase Agreements, Green PPAs) |
Benötigte Rahmenbedingungen
Um den Ausbau der Erneuerbaren auch nach dem Auslaufen der direkten Förderung über die EEG-Umlage weiter zu forcieren, werden geeignete Geschäftsmodelle und adäquate Rahmenbedingungen benötigt, damit die nötigen Investitionen ausgelöst werden können. Für den Ausbau der Erneuerbaren sind über marktbasierte Finanzierungskonzepte hinaus auch ausreichende Flächen und schnelle Genehmigungsverfahren für EE-Anlagen und Stromtrassen sowie Konzepte für die Netzintegration und Energiespeicherung notwendig [6] [7] .
Um den Ausbau der Erneuerbaren auch nach dem Auslaufen der direkten Förderung über die EEG-Umlage weiter zu forcieren, werden geeignete Geschäftsmodelle und adäquate Rahmenbedingungen benötigt, damit die nötigen Investitionen ausgelöst werden können. Für den Ausbau der Erneuerbaren sind über marktbasierte Finanzierungskonzepte hinaus auch ausreichende Flächen und schnelle Genehmigungsverfahren für EE-Anlagen und Stromtrassen sowie Konzepte für die Netzintegration und Energiespeicherung notwendig [6] [7] .
Power Purchase Agreements (PPAs)
Power Purchase Agreements (PPAs) bzw. Stromkaufvereinbarungen werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Sie können die Erzeuger- und die Nachfrageseite miteinander direkt verbinden, indem langfristige Vereinbarungen zu stabiler Abnahme, gesicherter Projektfinanzierung und langfristig kostengünstigem nahezu CO2-freiem Strom getroffen werden können.
Power Purchase Agreements (PPAs) bzw. Stromkaufvereinbarungen werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Sie können die Erzeuger- und die Nachfrageseite miteinander direkt verbinden, indem langfristige Vereinbarungen zu stabiler Abnahme, gesicherter Projektfinanzierung und langfristig kostengünstigem nahezu CO2-freiem Strom getroffen werden können.
PPAs sind zivilrechtliche, langfristig angelegte Liefer- und Abnahmeverträge für Strom, die bilateral zwischen einem Stromproduzenten (Verkäufer) und einem Stromabnehmer (Käufer, z. B. Stromhändler oder Stromverbraucher) oder einem intermediären Dienstleister abgeschlossen werden. Im PPA werden die entsprechenden Konditionen geregelt, z. B. die Liefermenge, die Laufzeit, die ausgehandelten Preise, die bilanzielle Abwicklung sowie Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung und sonstige Klauseln des Strombezugs. Durch ein PPA sollen für beide Seiten stabile Verhältnisse und prognostizierbare Preise sichergestellt werden, um Marktpreisrisiken zu mindern. Deshalb werden PPAs vor allem bei großen Stromverbrauchern und bei größeren Investitionen in Aufbau oder Weiterbetrieb von EE-Anlagen angewendet. Der PPA-Markt ist in Deutschland noch nicht so weit entwickelt wie beispielsweise in den USA, Schweden oder Spanien [8] [9] . Allerdings konnte bereits eine Zunahme für erste Anlagen, die 2021 aus der EEG-Förderung fielen (sog. Post-EEG-Anlagen) verzeichnet werden.
• | Marktbasierter und nachfrageorientierter Ausbau der erneuerbaren Energien in Ergänzung staatlicher Förderprogramme |
• | Stärkung der Regionalisierung von Erzeugung und Verbrauch, z. B. wenn ansässige Unternehmen den Zubau von EE-Kapazitäten über PPAs direkt fördern, und dadurch Entlastung von überregionalen Übertragungsnetzen |
• | Mobilisierung von privaten Investitionen in Stromerzeugungskapazitäten oder für den Weiterbetrieb von Post-EEG-Anlagen |
• | Ausgleich von Kosten durch umfangreiche und langjährige umlage- und steuerfinanzierte EEG-Förderung (z. B. durch weitere Senkung der EEG-Umlage und damit Entlastung von Verbrauchern) |
• | Reduktion von Marktrisiken bzgl. Liefer- und Abnahmemengen sowie Preisen (z. B. langfristige Preissicherheit und Reduzierung von Risiken bei Stromverkauf und -einkauf) |
• | Möglichkeiten für eine „Klimaneutralstellung” von Unternehmen und Produkten |
Nachteile
Obwohl PPAs künftig als wichtiger Teil der Energiewende und neuer Geschäftsmodelle gelten, haben sie auch Nachteile [13] . Es handelt sich um komplexe Verträge, deren Abschluss mit hohen Transaktionskosten verbunden sind. Die Verträge sind langfristig angelegt, d. h. bei Neuanlagen über 10 bis 20 Jahre. Die Vertragspartner müssen sich entsprechend lange aneinander binden, was problematisch wird, wenn sich Preise für die beteiligten Parteien negativ entwickeln. Zwei Effekte sind hier vorstellbar:
Obwohl PPAs künftig als wichtiger Teil der Energiewende und neuer Geschäftsmodelle gelten, haben sie auch Nachteile [13] . Es handelt sich um komplexe Verträge, deren Abschluss mit hohen Transaktionskosten verbunden sind. Die Verträge sind langfristig angelegt, d. h. bei Neuanlagen über 10 bis 20 Jahre. Die Vertragspartner müssen sich entsprechend lange aneinander binden, was problematisch wird, wenn sich Preise für die beteiligten Parteien negativ entwickeln. Zwei Effekte sind hier vorstellbar: