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07017 Klimamanagement in Organisationen

Seit dem Pariser Abkommen aus dem Jahr 2016 ist klar: Auch Organisationen wie Unternehmen, Hochschulen oder die öffentliche Verwaltung müssen ihre Treibhausgasemissionen (THG) so schnell wie möglich reduzieren und Mitte des Jahrhunderts zumindest bilanziell keine THG mehr ausstoßen, um das 2°C-Ziel einhalten zu können. In diesem Artikel erfahren Sie, warum eine Auseinandersetzung mit dem Thema Klimamanagement aufgrund aktueller Entwicklungen für Sie interessant ist und welche Schritte Sie gehen müssen, um ein effektives Klimamanagement in Ihrer Organisation umzusetzen. Wir beleuchten dabei nicht nur die Theorie, sondern analysieren auch aufkommende Probleme und geben kleine Praxisbeispiele zur Verdeutlichung.
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1 Klimamanagement und Klimaneutralität

Der Begriff Klimamanagement umfasst die Strukturen, Prozesse und Maßnahmen, mit denen eine Organisation ihre Klimawirkungen, Klimarisiken und Anpassungsbedarfe steuert, um ihre (klimabezogenen) Strategien umzusetzen und Ziele erreichen und ihr Geschäftsmodell aufrecht erhalten zu können.
Kernpunkte Klimamanagement
Folgende Kernpunkte werden beim Klimamanagement betrachtet:
Identifikation
Welche internen und externen Prozesse der Organisation stoßen THG aus oder verursachen andere Klimaauswirkungen?
Welche Klimarisiken bestehen operativ und strategisch?
Erfassung
Wie viel THG werden ausgestoßen?
Welche Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit sind mit den Risiken verbunden?
Bewertung
Wo liegen THG-Emissions- und Risiko-Hotspots? Priorisierung
Ziele
Welche Ziele setze ich für die THG-Emissions- und Risikominderung der Hotspots?
Maßnahmen
Vermeidung: Welche THG-Emissionen kann ich direkt unterlassen?
Substitution: Welche THG-Emissionen kann ich durch einen Umstieg auf klimafreundlichere Energieträger reduzieren?
Reduktion: Reduktion von THG durch Steigerung der Effizienz?
Kompensation: Ausgleich der verbliebenen THG-Emissionen mit welchen Projekten?
Klimaneutralität
Ein aktives und fortlaufendes Klimamanagement kann zur Klimaneutralität und Klimaresilienz führen. Klimaneutralität bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch, dass für einen bestimmten Zeitraum alle verursachten Treibhausgasemissionen bilanziell ausgeglichen werden sollen. Dazu müssen wirksame Maßnahmen ergriffen werden, die zur Minderung des Ausstoßes, zur Beseitigung oder Entnahme der THG aus der Atmosphäre führen oder anderweitige Auswirkungen auf das Klima mindern. Wissenschaftliche Definitionen, wie etwa des Intergouvernemental Panel on Climate Change (IPCC), beschreiben Klimaneutralität als einen Zustand, bei dem jegliche menschliche Aktivitäten keinen Nettoeffekt auf das Klimasystem verursachen. Zu diesen Aktivitäten gehören neben dem Ausstoß von Treibhausgasen (THG) auch Aerosole sowie die Veränderung von anderen klima-beeinflussenden Effekten (z. B. der Albedo-Effekt) sowie regionale oder lokale biogeophysikalische Effekte (z. B. lokaler Wasserdampfausstoß durch Kraftwerke) [1].
Netto-Null-Emission
In der Praxis ist die Umsetzung dieser Definition so gut wie unmöglich. Korrekter wäre die Nutzung des Begriffs treibhausgasneutral oder Netto-Null-Emission. Damit ist der bilanzielle Ausgleich zwischen Emission und Sequestrierung (Fixierung) von durch den Menschen verursachten Treibhausgasen aus der Atmosphäre innerhalb eines definierten Zeitraums gemeint.
Treibhausgase
Die Liste der Treibhausgase ist lang, aber im Wesentlichen konzentrieren sich internationale Anstrengungen auf die Reduktion von anthropogenem Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffen (HFCs), Perfluorcarbone (PFCs), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3).

2 Warum ist Klimamanagement für Organisationen wichtig?

2.1 Wissenschaftlicher Hintergrund

Was muss passieren?
Um irreversible und extreme klimabedingte Auswirkungen und Risiken zu vermeiden, schlägt das IPCC vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber der mittleren Temperatur der vorindustriellen Zeitperiode zu begrenzen und auf ein Maximum von 1,5 °C hinzuarbeiten [6]. Um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, müssten die anthropogenen Netto-CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 45 % gegenüber dem Niveau von 2010 sinken und um 2050 Netto-Null erreichen. Um die globale Erwärmung auf 2 °C zu begrenzen, müssten die anthropogenen Netto-CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 25 % gegenüber dem Niveau von 2010 sinken und um 2070 Netto-Null erreichen. Wichtig ist hier festzuhalten, dass der Unterschied der Auswirkungen des Klimawandels zwischen 1,5 °C und 2 °C nicht linear ist. D. h., durch Kopplungseffekte können sich die Auswirkungen ab gewissen Kipppunkten potenzieren.
Irreversible Auswirkungen
Was sind irreversible und extreme klimabedingte Auswirkungen und Risiken? Zum Beispiel der Verlust der globalen Eisschilde, der zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt, der wiederum Inseln und Küstengebiete bedroht; sich ändernde Wettermuster, die zu einem höheren Risiko von Dürren und Starkregenereignissen führen, die einen Rückgang der Artenvielfalt und Produktivität an Land und im Meer begünstigen; das Auftauen des Permafrosts und sinkende pH-Werte in den Ozeanen aufgrund der Kohlendioxidlösung in den Ozeanen – diese Versauerung in Kombination mit höheren Temperaturen wird fast alle Korallenriffe abtöten, die lebenswichtige Knotenpunkte für marine Arten und vor allem die „Lunge” der Ozeane sind.

2.2 Politischer Hintergrund

Einen Teil der zeitlichen Entwicklung der globalen und nationalen Klimapolitik zeigt Abbildung 3. Trotz knapp 30 Jahren umfassender Reformen und Gesetze sind die derzeitigen Ambitionen global gesehen bei Weitem nicht ausreichend, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Mit den derzeitigen internationalen Maßnahmen wird ein Temperaturanstieg von 2,7 °C – 3,1 °C erwartet, d. h., das Ziel des Pariser Abkommens wird deutlich verfehlt. [2]
Nationales Ziel
Deutschland hat im Jahr 2019 das Klimaschutzgesetz (KSG) verabschiedet, das ein nationales Treibhausgas-Reduktionsziel für 2030 von -55 % gegenüber 1990 sowie das Anstreben von Netto-Null bis 2050 festlegt und somit den Zielen des Pariser Abkommens entspricht.

2.3 Klimarisiken für Organisationen

Die Risiken des Klimawandels spielen eine entscheidende Rolle für das Klimamanagement von Organisationen. Klimarisiken werden unterteilt in [3]:
Übergangsrisiken: beschreiben Effekte, die sich auf die Fähigkeit auswirken, in einer dekarbonisierten Wirtschaft wettbewerbsfähig zu sein, und
physische Risiken: beschreiben Auswirkungen des Klimawandels auf die direkte Geschäftstätigkeit und die Lieferketten (z. B. durch häufig auftretende und stärkere Stürme, Dürren usw.).
Bei der Risikoanalyse können dann auch zwei unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden [4]:
Inside-Out: Welchen Effekt hat die Organisation auf das Klima?
Outside-In: Welchen Effekt hat das Klima auf die Organisation?
Der Klimawandel-Bericht des Carbon Disclosure Project [5] zeigte, dass 53 % der 6.707 berichtenden Organisationen durch den Klimawandel verursachte Risiken als signifikante finanzielle oder strategische Auswirkungen identifizierten (s. Abb. 1). Die Hauptrisiken liegen dabei bei erhöhten Betriebskosten durch Regulierung und Versicherungen sowie geringere Einnahmen durch verringerte Produktionskapazitäten.

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