07010 EMAS und Biodiversität: Schutz der biologischen Vielfalt im Rahmen von Umweltmanagementsystemen
Der Verlust der biologischen Vielfalt zählt neben dem Klimawandel zu den größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft und unseren Planeten und ist nicht nur ein Umweltthema, sondern hat auch schwerwiegende ökonomische Konsequenzen. Dieser Artikel zeigt, wie Unternehmen mithilfe eines Umweltmanagementsystems nach EMAS oder auch einem anderen Umweltmanagementsystem die Biodiversität als wichtiges Handlungsfeld in das betriebliche Management integrieren und somit dem Verlust der Biodiversität entgegenwirken können. Arbeitshilfen: von: |
1 Einführung
Experten und Expertinnen weltweit sind sich einig, dass der Verlust der biologischen Vielfalt neben dem Klimawandel zu den größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft und unseren Planeten zählt. Der Globale Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) 2019 hat erneut den dramatischen Verlust an Biodiversität mit Zahlen unterlegt: [1]
• | Bis zu eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht, viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten. Das Artensterben ist heute mindestens zehn- bis einhundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. |
• | Die Hälfte der lebenden Korallen ist seit 1870 verschwunden. |
• | Die weltweite Waldfläche beträgt nur 68 % im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Aktuell liegt die jährliche Entwaldungsrate immer noch bei 10,2 Millionen Hektar jährlich. |
• | 75 % der Landoberfläche und 66 % der Meeresfläche sind durch menschlichen Einfluss verändert. Über 85 % der Feuchtgebiete sind in den letzten 300 Jahren verloren gegangen. |
Ursachen
Unser Planet befindet sich im Zeitalter des sechsten Massenaussterbens – diesmal verursacht durch den Menschen. Die Ursachen sind erkannt: In den letzten 50 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt, die Weltwirtschaft hat sich fast vervierfacht und der Welthandel hat sich verzehnfacht. Die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen ist enorm gestiegen. Über 70 % des Biodiversitäts-Fußabdrucks der Wirtschaft in der Europäischen Union liegen außerhalb Europas. Alleine die EU-Agrarrohstoffimporte zwischen 2005 und 2017 waren verantwortlich für die Landnutzung von 3,5 Mio. Hektar und 16 % der weltweiten Entwaldung.
Unser Planet befindet sich im Zeitalter des sechsten Massenaussterbens – diesmal verursacht durch den Menschen. Die Ursachen sind erkannt: In den letzten 50 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt, die Weltwirtschaft hat sich fast vervierfacht und der Welthandel hat sich verzehnfacht. Die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen ist enorm gestiegen. Über 70 % des Biodiversitäts-Fußabdrucks der Wirtschaft in der Europäischen Union liegen außerhalb Europas. Alleine die EU-Agrarrohstoffimporte zwischen 2005 und 2017 waren verantwortlich für die Landnutzung von 3,5 Mio. Hektar und 16 % der weltweiten Entwaldung.
Ökonomische Konsequenzen
Der fortschreitende Verlust der Biodiversität ist nicht nur ein Umweltthema, sondern hat auch schwerwiegende ökonomische Konsequenzen. Etwa 44 Billionen Dollar der globalen Wertschöpfung sind moderat oder stark von der Natur und den Ökosystemleistungen abhängig [1] . Im EU Green Deal wird an zahlreichen Stellen auf die wirtschaftliche Bedeutung der Biodiversität verwiesen. Unternehmen nutzen Biodiversität und Ökosystemleistungen in vielfältiger Form, hängen vielfach von diesen Leistungen ab und greifen gravierend in den Naturhaushalt ein. Unternehmen sind Teil der Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und spüren gleichzeitig schon jetzt die negativen Folgen. Bei manchen Wirtschaftszweigen, wie der Lebensmittelbranche mit der Landwirtschaft als Rohstofflieferant oder beim Abbau von Rohstoffen, ist der Bezug offensichtlich. Bei anderen Branchen liegen die relevanten negativen Wirkungen in der Lieferkette oder in den Folgen der Nutzung des Produkts.
Der fortschreitende Verlust der Biodiversität ist nicht nur ein Umweltthema, sondern hat auch schwerwiegende ökonomische Konsequenzen. Etwa 44 Billionen Dollar der globalen Wertschöpfung sind moderat oder stark von der Natur und den Ökosystemleistungen abhängig [1] . Im EU Green Deal wird an zahlreichen Stellen auf die wirtschaftliche Bedeutung der Biodiversität verwiesen. Unternehmen nutzen Biodiversität und Ökosystemleistungen in vielfältiger Form, hängen vielfach von diesen Leistungen ab und greifen gravierend in den Naturhaushalt ein. Unternehmen sind Teil der Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und spüren gleichzeitig schon jetzt die negativen Folgen. Bei manchen Wirtschaftszweigen, wie der Lebensmittelbranche mit der Landwirtschaft als Rohstofflieferant oder beim Abbau von Rohstoffen, ist der Bezug offensichtlich. Bei anderen Branchen liegen die relevanten negativen Wirkungen in der Lieferkette oder in den Folgen der Nutzung des Produkts.
EU Green Deal
Die EU unterstreicht in der EU Biodiversity Strategy 2030 und im EU Green Deal: Bei der Wiederankurbelung der Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, einen Rückfall in schädliche alte Gewohnheiten zu verhindern. Der Europäische Green Deal – die Wachstumsstrategie der EU – wird der Kompass für unseren Aufschwung sein und dafür sorgen, dass die Wirtschaft den Menschen und der Gesellschaft dient und der Natur mehr zurückgibt, als sie ihr wegnimmt.
Die EU unterstreicht in der EU Biodiversity Strategy 2030 und im EU Green Deal: Bei der Wiederankurbelung der Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, einen Rückfall in schädliche alte Gewohnheiten zu verhindern. Der Europäische Green Deal – die Wachstumsstrategie der EU – wird der Kompass für unseren Aufschwung sein und dafür sorgen, dass die Wirtschaft den Menschen und der Gesellschaft dient und der Natur mehr zurückgibt, als sie ihr wegnimmt.
Auch die Ergebnisse der Weltnaturkonferenz im Dezember 2022 sollen eine Trendwende einläuten: von der Zerstörung hin zur Wiederherstellung der Natur. Als Abschlusserklärung wurde eine neue globale Vereinbarung für biologische Vielfalt verabschiedet, das „Global Biodiversity Framework”. Der neue globale Rahmen für die biologische Vielfalt sendet außerdem ein starkes Signal an Unternehmen in aller Welt. Risiken, Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sollen überwacht, bewertet und transparent offengelegt werden.
2 Biodiversität als wichtiges Handlungsfeld im betrieblichen Management
Biodiversität ist ein komplexes Handlungsfeld: Die Bezüge der Unternehmen und Organisationen sind vielfältig, und leider gibt es nicht den „einen” Indikator, mit dem sich die Wirkungen messen lassen – so wie der CO2-Ausstoß beim Klimawandel. Doch Komplexität und Wissenslücken sind keine Begründung dafür, nichts zu tun. Die wesentlichen negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sind bekannt, ebenso wie Maßnahmen, diese Wirkungen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise gehören Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt, ein umsichtiges Management von Biodiversität mit effektiven Maßnahmen sowie aussagekräftige, mit Daten unterlegte Informationen in der Berichterstattung des Unternehmens.
Leitfaden Biodiversität
In Kooperation mit der Europäischen Kommission und dem EU Joint Research Center haben die Bodensee-Stiftung und der Global Nature Fund im April 2023 einen überarbeiteten Leitfaden veröffentlicht, der den aktuellen Stand des Wissens umsetzungsorientiert aufbereitet. Die Publikation will nicht „das Rad neu erfinden”, sondern verweist auf verfügbare Instrumente und Erfahrungen. Auch die Gründe, warum sich Unternehmen und Organisationen mit dem Thema befassen sollten, werden erläutert. Von der Verfügbarkeit und Sicherung natürlicher Rohstoffe, Reputation und steigender Nachfrage nach nachhaltig produzierten Produkten, neuen Anforderungen des Finanzsektors bis hin zu politischen und gesetzlichen Entwicklungen – die Argumente sind vielfältig und unterstreichen, dass der Schutz der Biodiversität nicht ignoriert werden darf.
In Kooperation mit der Europäischen Kommission und dem EU Joint Research Center haben die Bodensee-Stiftung und der Global Nature Fund im April 2023 einen überarbeiteten Leitfaden veröffentlicht, der den aktuellen Stand des Wissens umsetzungsorientiert aufbereitet. Die Publikation will nicht „das Rad neu erfinden”, sondern verweist auf verfügbare Instrumente und Erfahrungen. Auch die Gründe, warum sich Unternehmen und Organisationen mit dem Thema befassen sollten, werden erläutert. Von der Verfügbarkeit und Sicherung natürlicher Rohstoffe, Reputation und steigender Nachfrage nach nachhaltig produzierten Produkten, neuen Anforderungen des Finanzsektors bis hin zu politischen und gesetzlichen Entwicklungen – die Argumente sind vielfältig und unterstreichen, dass der Schutz der Biodiversität nicht ignoriert werden darf.