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07501 Entwaldungsfreie Lieferketten – ein Praxisleitfaden für Unternehmen

Warum es wichtig ist, den Ursprung seiner Lieferketten zu kennen

Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die Bedeutung und Umsetzung entwaldungsfreier Lieferketten. Angesichts der zunehmenden globalen Entwaldung und den damit verbundenen ökologischen und wirtschaftlichen Risiken ist es für Unternehmen unerlässlich, ihre Lieferketten nachhaltig zu gestalten und den Ursprung ihrer Produkte zu kennen. Der Artikel beleuchtet die Ursachen der Entwaldung, die Rolle der Landwirtschaft und die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Zudem werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen, einschließlich der bevorstehenden EU-Entwaldungsverordnung, detailliert vorgestellt. Im Mittelpunkt des Artikels steht eine praxisorientierte Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Umstellung auf entwaldungsfreie Lieferketten, ergänzt durch Best Practices und Fallbeispiele. Unterstützungsangebote und Ressourcen, wie das seit 2024 verfügbare Onlineportal von Global Nature Fund und OroVerde, runden den Artikel ab und bieten Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen, um nachhaltig und zukunftssicher zu agieren.
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1 Unternehmen, Lieferketten und der Wald: Verbindungen und Verantwortung

Wälder erfüllen wesentliche Funktionen im globalen Ökosystem. Sie dienen als CO2-Speicher, regulieren den Wasser- und Temperaturhaushalt und sind bedeutende Biodiversitätshotspots. Etwa 80 % der landlebenden Arten finden in Wäldern ihren Lebensraum. Zudem liefern sie neben Holz noch Produkte wie Früchte, Harze und Heilpflanzen, die für viele Menschen, insbesondere indigene Gemeinschaften, von großer Bedeutung sind.
Trotz dieser Bedeutung gehen jährlich rund 10 Millionen Hektar Wald verloren. Seit 1990 sind weltweit etwa 420 Millionen Hektar Wald vernichtet worden, wobei die Hauptursache in der Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen liegt. Tropische Wälder in Regionen wie dem Amazonas und Südostasien sind besonders stark betroffen. [1]
Neben dem flächenmäßigen Verlust ist auch die Degradierung von Wäldern relevant, bei der ihre Funktionalität durch selektiven Holzeinschlag oder andere Eingriffe stark beeinträchtigt wird. Dies führt zur Zerstückelung (Fragmentierung) von Waldgebieten, was langfristig negative Auswirkungen auf die Biodiversität hat. Die Entwaldung trägt erheblich zur Erhöhung der weltweiten CO2-Emissionen bei und verschärft somit die Klimakrise. Gleichzeitig beschleunigt der Waldverlust die globale Biodiversitätskrise. [2]
Der größte Treiber der globalen Entwaldung ist die Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Wälder werden in großem Umfang gerodet, um Platz für den Anbau von Agrarprodukten wie Soja, Palmöl und die Viehzucht für Rindfleisch zu schaffen. Diese Produkte werden weltweit stark nachgefragt, sodass vor allem in tropischen Regionen immer mehr Wälder weichen müssen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.
Importierte Entwaldung
Der internationale Handel spielt eine zentrale Rolle bei diesem Prozess. Viele der in den Tropen erzeugten landwirtschaftlichen Produkte werden in andere Teile der Welt exportiert, insbesondere in große Märkte wie die Europäische Union, China und die USA. Diese globale Nachfrage treibt die Entwaldung weiter voran. Aus Sicht der Konsumentenstaaten spricht man in diesem Zusammenhang von „importierter Entwaldung” oder „importiertem Entwaldungsrisiko”. Das bedeutet, dass die Entwaldung in den Erzeugerländern, wie Brasilien oder Indonesien, indirekt durch den Konsum in anderen Ländern verursacht wird. [3]
Besonders die EU nimmt hier eine Schlüsselrolle ein. Nach China ist die Europäische Union die zweitgrößte Importeurin von Waren, die mit Entwaldung in Verbindung stehen. Produkte wie Soja für Tierfutter, Palmöl für Lebensmittel und Kosmetik oder Rindfleisch werden in großen Mengen in die EU eingeführt, was zu signifikanten Waldverlusten in den Ursprungsländern führt.
Abb. 1: Globales Entwaldungsrisiko der EUDR relevanten Rohstoffe(eigene Darstellung basierend auf [3]
Dies steht in direktem Zusammenhang mit einem weiteren Problem: Die Unternehmen, die diese Produkte auf den EU-Markt bringen, kennen in der Regel die genaue Herkunft der Waren nicht. Ohne genaue Informationen über die Lieferkette ist es für Unternehmen schwierig bis unmöglich auszuschließen, dass ihre Produkte zur Entwaldung beigetragen haben. Rohstoffe wie Soja, Palmöl oder Kakao werden oft über komplexe Handelsnetzwerke vertrieben, was eine Rückverfolgung erschwert. Daher ist es wichtig, die Herkunft der Rohstoffe kontinuierlich zu überwachen und Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Lieferketten entwaldungsfrei sind und bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Waldverlust durch landwirtschaftliche Expansion und der internationale Handel eng miteinander verknüpft sind. Unternehmen, die ihre Lieferketten nicht transparent gestalten, riskieren, zur globalen Entwaldung beizutragen.

2 Regulatorische Entwicklung im Bereich Entwaldung

2.1 Freiwillige und internationale Initiativen

Die globale Entwaldung ist seit vielen Jahren ein Thema, das sowohl von Regierungen als auch von Unternehmen zunehmend ernst genommen wird. Bereits vor einigen Jahrzehnten wurden erste Initiativen ins Leben gerufen, um den Schutz der Wälder zu fördern. Diese Bemühungen entwickelten sich schrittweise hin zu gesetzlichen Verpflichtungen, die darauf abzielen, Unternehmen und Lieferketten stärker in die Verantwortung zu nehmen.
Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) im Jahr 2010 und deren Inkrafttreten im Jahr 2013 [4]. Diese Verordnung verbietet den Handel mit illegal geschlagenem Holz innerhalb der EU. Allerdings ist die Umsetzung in den Mitgliedstaaten oft noch schwach, und die Regelungen betreffen lediglich illegales Holz, nicht aber den legalen Holzeinschlag, der ebenfalls zur Entwaldung beitragen kann.
Auch auf internationaler Ebene wurden wichtige Vereinbarungen zur Stärkung des Waldschutzes getroffen. Im Jahr 2014 wurde die New York Declaration on Forests [5] verabschiedet, in der sich zahlreiche Länder und Unternehmen verpflichtet haben, die Entwaldung bis 2020 zu halbieren und bis 2030 ganz zu stoppen. Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte Amsterdam-Erklärung, in der europäische Länder betonen, dass Handel nicht zu Entwaldung führen darf. Im Jahr 2021 folgte die Glasgow Leaders' Declaration on Forest and Land Use [6], in der sich 141 Länder verpflichteten, die Entwaldung bis 2030 zu beenden.
Parallel zu diesen gesetzlichen Entwicklungen und internationalen Vereinbarungen gab es zahlreiche freiwillige Initiativen von Unternehmen. Das Consumer Goods Forum und die Tropical Forest Alliance [7] [8] sind Beispiele für Netzwerke, in denen sich Unternehmen zusammengeschlossen haben, um die Entwaldung in ihren Lieferketten zu reduzieren. Die Entwaldung in der Lieferkette konnte jedoch nicht gestoppt werden, und es hat sich gezeigt, dass durch Freiwilligkeit keine ausreichende Reduzierung erreicht wird.
Aus diesen Gründen wurde auf EU-Ebene für 2021 der nächste entscheidende Schritt für den internationalen Waldschutz vorbereitet: die Einführung der Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EU Deforestation Regulation, kurz EUDR). Diese Verordnung geht über die EUTR hinaus und stellt strengere Anforderungen an die Unternehmen. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produkte nicht zur Entwaldung beigetragen haben – egal ob illegal oder legal. Die EUDR legt auch Sanktionen fest und sieht strenge Kontrollen vor, um sicherzustellen, dass die Unternehmen die Anforderungen auch tatsächlich umsetzen. Die EUDR ist im Juni 2023 in Kraft getreten. Ihre Anforderungen werden im folgenden Abschnitt ausführlich dargestellt.

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