03007 ISO 14001 oder EMAS: Welches Umweltmanagementsystem passt zu mir?
ISO 14001 und EMAS stellen anerkannte Systeme für ein strukturiertes Umweltmanagement dar, die sich durch unterschiedliche Schwerpunkte und Anforderungen auszeichnen. ISO 14001 ist durch seine flexible Anwendbarkeit grundsätzlich für Unternehmen jeder Größe und Branche geeignet, während EMAS weitergehende Anforderungen insbesondere im Bereich Transparenz und externer Kommunikation stellt. Dieser Beitrag geht der Frage nach, welches der beiden Systeme für welche Unternehmenssituation geeigneter ist. von: |
1 Gründe für ein Umweltmanagementsystem
Nachhaltigkeit ist heute längst kein vorübergehender Trend mehr, sondern eine unternehmerische Notwendigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Neben dem zunehmenden gesellschaftlichen Druck nehmen auch die gesetzlichen Verpflichtungen zu – unter anderem durch die Nachhaltigkeitsziele der EU, die erweiterten Berichtspflichten im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie durch verschärfte umwelt- und energiebezogene Auflagen.
Um diesen vielfältigen Anforderungen wirksam begegnen zu können, ist ein systematisch aufgebautes Umweltmanagement erforderlich, das nicht nur zur Risikominimierung beiträgt, sondern zugleich Effizienzpotenziale erschließt und messbare Kostenvorteile bietet.
Mit ISO 14001 und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) stehen zwei etablierte Umweltmanagementsysteme zur Verfügung. Beide beruhen auf vergleichbaren Prinzipien, unterscheiden sich jedoch in Zielsetzung, Anwendungsbereich und Konkretheit der Anforderungen. ISO 14001 ist als international anerkannter Standard breit einsetzbar, während sich EMAS insbesondere an europäische Organisationen mit erhöhtem Transparenzanspruch richtet. Die Auswahl des passenden Systems hängt maßgeblich von Unternehmensgröße, Branche, Marktanforderungen und strategischer Zielsetzung ab. Doch welche Kriterien sollten dabei besonders berücksichtigt werden?
2.1 ISO 14001 – der internationale Standard
Die ISO 14001 ist ein international etablierter Standard für Umweltmanagementsysteme. Er unterstützt Organisationen dabei, ihre Umweltleistung systematisch zu verbessern und umweltbezogene Risiken zielgerichtet zu steuern. Grundlage der Norm ist der sogenannte Plan-Do-Check-Act-Zyklus (PDCA), der auf eine kontinuierliche Optimierung der umweltbezogenen Prozesse und Ergebnisse abzielt. In ihrer Struktur orientiert sich die ISO 14001 stark an anderen Managementsystemnormen – insbesondere an der weit verbreiteten ISO 9001 im Bereich Qualitätsmanagement. Aufgrund dieser strukturellen Gemeinsamkeiten lässt sich die ISO 14001 in bestehende Managementsysteme – insbesondere in Kombination mit ISO 9001 – in der Regel ohne großen Aufwand integrieren.
Die wesentlichen Elemente der ISO 14001 sind:
• | Ermitteln und Bewerten von Umweltaspekten: Unternehmen sind verpflichtet, ihre wesentlichen Umweltaspekte – wie beispielsweise Emissionen, Abfallaufkommen oder den Verbrauch von Energie und Rohstoffen – systematisch zu erfassen, zu bewerten und auf dieser Grundlage geeignete Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion negativer Umweltauswirkungen umzusetzen. Dabei sind die jeweiligen Umweltrisiken und -chancen zu berücksichtigen. |
• | Rechtskonformität: Die Organisation muss sicherstellen, dass alle einschlägigen gesetzlichen Umweltvorschriften sowie weitere bindende Verpflichtungen eingehalten werden. |
• | Definition von Umweltzielen: Aufbauend auf einer glaubwürdig formulierten Umweltpolitik sind konkrete, messbare und realistische Ziele zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung festzulegen und regelmäßig zu überprüfen. |
• | Prozesssteuerung: Mittels strukturierter Prozesse, geeigneter Dokumentationen, regelmäßiger Überwachung und interner Audits wird die Erreichung der Umweltziele organisatorisch abgesichert. |
• | Zertifizierung: Die Umsetzung der ISO 14001 kann durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle überprüft und bestätigt werden. Eine externe Zertifizierung ist freiwillig, kann jedoch das Vertrauen von Kunden, Geschäftspartnern und Behörden wesentlich stärken. |
Die ISO 14001 zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität aus und ist branchenübergreifend sowie unabhängig von der Unternehmensgröße anwendbar – vom kleinen Handwerksbetrieb mit wenigen Mitarbeitenden bis hin zum global agierenden Konzern. Die Anforderungen der Norm lassen sich entsprechend der betrieblichen Komplexität anpassen und skalieren. Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung ist sie besonders für Unternehmen geeignet, die grenzüberschreitend tätig sind oder ein Umweltmanagementsystem im Rahmen ihrer unternehmensweiten Nachhaltigkeitsstrategie etablieren möchten – ohne dabei zusätzlichen Anforderungen wie etwa den erweiterten Berichtspflichten im Rahmen von EMAS unterliegen zu müssen.
2.2 EMAS: Das europäische Umweltmanagementsystem
EMAS wurde als europäische Verordnung entwickelt und basiert auf den zentralen Anforderungen der ISO 14001. Darüber hinaus enthält das System jedoch erweiterte Verpflichtungen, insbesondere in den Bereichen Transparenz, externe Kommunikation sowie regelmäßige und öffentlich zugängliche Umweltberichterstattung.
Drei zentrale Elemente von EMAS:
• | Umweltleistung und Compliance: Unternehmen sollen ihre Umweltleistung kontinuierlich steigern, indem sie relevante Kernindikatoren aus unterschiedlichen Bereichen – etwa Emissionen, Abfallaufkommen und Energieverbrauch – systematisch erfassen, bewerten und gezielt verbessern. Gleichzeitig muss durch interne und externe Überprüfungen sichergestellt werden, dass sämtliche umweltrechtlichen Vorgaben zuverlässig eingehalten werden. |
• | Transparenz: Unternehmen sind verpflichtet, in regelmäßigen Abständen eine öffentlich zugängliche Umwelterklärung zu erstellen, in der ihre Umweltleistung transparent dargestellt wird. In Deutschland erfolgt die Einsichtnahme über die zuständigen Registerstellen, wie beispielsweise die Handwerkskammern. |
• | Glaubwürdigkeit: Neben der Bewertung des Umweltmanagementsystems wird auch die tatsächliche Umweltleistung jährlich auditiert. |
Kosten
Die erweiterten Anforderungen von EMAS tragen dazu bei, dass Unternehmen nicht nur ein wirksames Umweltmanagementsystem etablieren, sondern ihre Fortschritte auch offen und nachvollziehbar darstellen. Allerdings fallen für die Einführung und die laufende Betreuung eines EMAS-Systems in der Regel höhere Kosten an als bei einer Umsetzung nach ISO 14001.
Die erweiterten Anforderungen von EMAS tragen dazu bei, dass Unternehmen nicht nur ein wirksames Umweltmanagementsystem etablieren, sondern ihre Fortschritte auch offen und nachvollziehbar darstellen. Allerdings fallen für die Einführung und die laufende Betreuung eines EMAS-Systems in der Regel höhere Kosten an als bei einer Umsetzung nach ISO 14001.